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Zeugnis
Ich weiß nicht genau, was soll ich dir sagen
was soll ich erzählen, es würde dich quälen.
Du würd'st es nicht fassen, würd'st mich vielleicht hassen
würd'st die Wahrheit anzweifeln, meine Wahrheit verteufeln.
Doch ich kann nicht schweigen, als wär' nichts gescheh'n
als hätt' ich’s nicht geseh'n, als wär es nicht passiert.
Deshalb muß ich reden, muß die Dinge aussprechen, vielleicht
auch Vorstellungen brechen, doch erlebt ist erlebt.
Denn ich war auf 'ner Reise, in einer Art und Weise,
daß in die Tiefe es führte, und erst darauf in die Weite.
Ich habe vieles geseh'n, kannst du mich versteh'n
ich hab' alles geschaut, worauf die Wahrheit gebaut.
Es war der tiefste Schmerz, die allertiefste Angst
ich hab in Spiegel geseh'n, langsam begriff ich ganz
wie dieses Spiel aufgebaut, wie alles funktioniert.
Es ist hart doch gerecht, wie ich dir, so du mir.
Seltsam, seltsam, sind die Wege
in die Nacht – sie führen uns nur
scheinbar ins Dunkle.
Zwielicht, führst mich in die Irre,
doch vom Tal sieht man den Morgen
dämmern, wie niemals sonst.
Und es zog vorbei an mir, mein ganzes Leben
und ich sah mich selbst und es ward mir gegeben
durch die Augen zu schauen, die alles seh'n und versteh'n
es war sehr seltsam und neu, doch es war nicht bequem.
Denn ich erkannte voll Scham, daß ich's nicht ertrage
diese Last, die ich trage, ich mir aufgebürdet habe
denn es würd' mich erdrücken, versuch's allein ich zu tragen
ich könnt' nicht bestehen, war verdammt zu versagen.
Hab' so oft verurteilt, hab' so oft laut geschrie'n
hab' so oft nicht verzieh'n, hab' so oft nicht geseh'n.
Hab' so oft auch geschwiegen, hab mich selber versteckt,
hab' so oft mich verschlossen, den Kopf in 'n Sand gesteckt.
Hab' so oft gesündigt, im Großen, wie im Kleinen
und ich stellte die Frage, könnt ich mir selber verzeih'n?
Was könnte mich retten, außer Barmherzigkeit
außer Gnade und Liebe, oh Gott, sieh' doch mein Leid!
Seltsam, seltsam, sind die Wege
in die Nacht – sie führen uns nur
scheinbar ins Dunkle.
Zwielicht, führst mich in die Irre,
doch vom Tal sieht man den Morgen
dämmern, wie niemals sonst.
Doch auf was konnt' ich bau'n, ich konnte nur vertrau'n,
daß mich irgendwas führt, was meine Seele erspürt.
Das es wirklich was gibt, was größer ist als ich selbst
dem ich mich übergebe, mich vertrauensvoll schenke
Und ich ließ alles los – und ich verzieh' allen Menschen,
die mir weh getan hatten, und es verschwanden die Schatten,
die mich verhüllt hatten, ich war bereit, zu sterben,
mich hinzugeben oder in Frieden zu leben.
Und ich war voller Liebe, sie umhüllte mich ganz
sie umspülte und hielt mich, alles erschien voll im Glanz
und alles wich dem Licht und alles ward ganz hell
und es durchströmte mich etwas, das meine Leere mir füllte.
Und es ließ mich erkennen, daß ich allein es nicht trage,
denn neben Auge um Auge existiert auch die Gnade.
Und nur diese Gnade, die ich tief in mir spürte,
die ich empfangen hatte, nur sie konnt' mich retten
sie löst meine Ketten, erleichtert mein Herz
und ich fühlte Vergebung, erlöst von Schuld und Schmerz.
Und ich fiel auf die Erde, mit dem Gesicht in den Schlamm
war zutiefst berührt und fing zu weinen an.
Und ich erkannte voll Freude, ohne Stachel im Herzen
die Augen voller Trän'n: ich hatte Gott geseh'n!
Seltsam, seltsam, sind die Wege
in die Nacht – sie führen uns nur
scheinbar ins Dunkle.
Zwielicht, führst mich in die Irre,
doch vom Tal sieht man den Morgen
dämmern, wie niemals sonst.
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